Die WM als gigantisches Städtebauprogramm

Gestern sprachen wir mit unserem Taxifahrer (aus Bangladesch) über die Arbeitsbedingungen und seine Erfahrungen in Katar. Das haben wir bisher oft so gemacht und eigentlich nie negative oder kritische Antworten erhalten. Das mag z.T. Selbstschutz gewesen sein, scheint aber auch auf einem wahren Kern zu beruhen. Unser Fahrer, der uns gestern Abend vom Stadion Al Janoub in unser Wohnviertel brachte, erzählte, dass er bereits seit 14 Jahren in Katar arbeite und sich abgesehen von der neun-monatigen Hitze sehr wohl fühlte. Alles sei sauber, gut organisiert und es gebe genug Arbeit. Von seinem Verdienst beim Bau der U-Bahn habe er sich ein Auto anschaffen und sich als Taxifahrer etablieren können.

al-Janoub-Stadion – wie eine Auster

Dieser Taxifahrer steht für viele Gastarbeiter aus Pakistan, Indien, Nepal, Bangladesch, Thailand oder den Philippinen, die für die großen Bauprojekte gekommen und danach geblieben sind und im rasch wachsenden Dienstleistungssektor Fuß gefasst haben. Offiziell gibt es wohl nur rund 300.000 katarische Bürger, aber mehr als 3 Millionen Gastarbeiter, die die Wirtschaft am Laufen halten.

Das katarische Modell der Wirtschaftsentwicklung kann man kurz so beschreiben: in Personalunion führt der Emir das Land politisch und wirtschaftlich. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Erdgas und etwas Erdöl werden in strategische Projekte gesteckt, die das kleine Land zu einem finanziellen und kommerziellen Dienstleistungszentrum machen sollen.

Lusail City

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