Fussballspielen können sie alle…

Das gestrige Spiel zwischen Kamerun und Brasilien (1:0), zeigte einmal mehr, dass alle Teams Fußball spielen können, es aber auf Taktik, Teamwork und eingespielte Mechanismen ankommt, um erfolgreich zu sein. Brasilien trat mit einer B-Mannschaft an, die bestückt war mit Spielern wie Fernandinho, Militao, Jesus, Martinez oder Antony, deren individuelle Qualität sie wohl in jeder anderen Nationalmannschaft zum Stammspieler gemacht hätte. Sie waren aber miteinander nicht eingespielt, was wir in etlichen Situationen bemerkten, in denen Spielzüge nicht zu Ende gespielt wurden oder Laufwege nicht abgestimmt waren. Diese brillanten Ballzauberer trafen auf eine kamerunische Mannschaft, die weniger elegant und gefällig spielte, dafür aber kämpferisch dagegen hielt und als Team funktionierte. Das späte – und am Ende belanglose – Tor durch Abubakar fiel folgerichtig aus einer Situation heraus, als die neufirmierte brasilianische Abwehr am linken Flügel eine große Lücke aufwies, die Kamerun sofort erkannte und zur präzisen Flanke nutzte.

Aussenseiter-Sieg: Kamerun gegen Brasilien 1:0

Ähnliche Spielverläufe gab es bereits bei Tunesien gegen Frankreich (ebenfalls 1:0 für den Außenseiter gegen ein französisches B-Team, dem auch die späte Einwechslung von Mbappe, Dembele, Rabiot und Griezmann nichts mehr nutzte) und Spanien gegen Japan (1:2; hier fehlten Spanien drei Spieler der eingespielten Abwehr und zwei Angreifer).

Bislang eher als Außenseiter geltende Mannschaften wie Kamerun, Tunesien, Japan oder auch Saudi-Arabien haben durch geschlossene Team-Leistungen Favoriten wie Brasilien, Frankreich, Deutschland, Spanien oder Argentinien besiegen können, die mit nicht eingespielten B-Mannschaften antraten oder Konzentrationsschwächen hatten. Der Abstand der ehemals „kleinen“ Mannschaften zu den Top-Teams ist geringer geworden auch weil mittlerweile auch in diesen Nationalmannschaften kaum noch ein Spieler (Ausnahme ist Saudi-Arabien) nicht in einer der fünf europäischen Top-Ligen spielt. Diese Spieler mögen nicht Superstars sein, aber Fußball spielen können sie alle!

Lusail Stadion

Gestern sah ich mein erstes Spiel im imposanten Lusail-Stadion. Obwohl nicht ganz ausverkauft, sahen knapp 86.000 Zuschauer das Spiel. Das Stadion liegt in einer glitzernden nördlichen Vorstadt von Doha, die in den letzten Jahren aus dem Boden gestampft wurde. Wahrzeichen sind vier sich nach oben schlängelnde Wolkenkratzer, deren graumetallische Fassaden bei Nacht wie mit Diamanten besetzte Zepter funkeln. Zwischen den vier beeindruckenden Türmen ist ein glitzernder Walhai (der im Persischen Golf vor der Küste Katars heimisch ist) aufgehängt, der im ersten Moment wie ein fliegendes Monster aussieht (dabei sind diese Fische eher harmlos). Vor den Glitzertürmen erstreckt sich über mehr als einen Kilometer ein Boulevard mit Restaurants und Luxusgeschäften. Wir fanden ein hippes Restaurant, in dem wir nicht nur essen, sondern auch das WM-Spiel Portugal gegen Südkorea sehen konnten, ehe wir uns auf ins Stadion machten.

Der fliegende Walhai in Lusail City

Ab heute stehen die Achtelfinalpartien an, von denen wir noch vier sehen werden. Heute Abend geht es mit Argentinien gegen Australien im Ahmad bin Ali Stadion los.

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