Pech, Millimeter und Fairplay

Die deutsche Mannschaft ist zum zweiten Mal nach einander bei einer Weltmeisterschaft in der Vorrunde ausgeschieden. War es in Russland eine müde, unmotivierte Mannschaft, die einfach schlecht spielte, so war es diesmal eine Kombination von Pech, einer Millimeter-Entscheidung, die zu unseren Ungunsten ausging und mangelndem Fairplay seitens der Spanier, die zum Scheitern führte.

Das al Khalifa Stadion: DEU – JAP

Im Eröffnungsspiel gegen Japan hätte das deutsche Team zur Halbzeit mit mindestens 2:0 führen müssen und kassierte in der 2.Halbzeit zumindest ein Tor ( das 1:2), das wohl nur einmal in 100 Versuchen fällt. Die deutsche Leistung war über 70 Minuten nicht schlecht, 20 Minuten Desorientierung reichten aus, um im Endeffekt auszuscheiden. Das Spiel gegen Spanien gehörte vom Tempo, Intensität und Taktik zum Besten, was die WM bislang zu bieten hatte. Auch hier war ein Sieg möglich (Abseitstor von Rüdiger, Last Minute Chance von Sane)! Als Costa Rica uns mit dem Sieg gegen Japan einen formidablen Rettungsring zuwarf, glaubten wir alle an ein Weiterkommen. Wer konnte sich einen Sieg der eigentlich spielerisch limitierten Japaner gegen die spielstarken Spanier vorstellen?

Carlos, Olaf, OJ und ich (von re) vor dem al Khalifa Stadion

Zumindest lieferte die deutsche Mannschaft in einem ziemlich wilden Spiel ab und siegte mit 4:2 gegen Costa Rica. Es hätten auch gut und gerne drei, vier oder gar fünf Tore mehr sein können. Musiala traf zweimal den Pfosten, Füllkrug die Latte und Rüdiger, Gnabry oder Müller verfehlten das Tor nur sehr knapp. Auch die beiden Gegentore wären aus meiner Sicht bei besserem Abwehrverhalten vermeidbar gewesen. Ein Kantersieg mit sieben Toren Unterschied lag also im Bereich des Möglichen und hätte uns beim Torverhältnis gegenüber Spanien geholfen! Aber wie bislang in jedem Spiel fehlten Glück und Millimeter zum Erfolg.

Olaf und ich an der Zufahrt zum deutschen Teamquartier Zulal
im al-Bayht Stadion vor dem Spiel gegen Spanien

Dieses Millimeterglück hatte dann aber Japan: der Video Schiedsrichter sah den Ball in der Entstehung des zweiten japanischen Tores noch nicht im Aus, in anderen Bild-Einstellungen sah es jedoch so aus, als dass der Ball die Grundlinie nicht mehr berührte. Wie dem auch sei, die schlechte Leistung des spanischen Teams, bei dem der Torhüter zuweilen völlig desorientiert war, wirft Fragen nach Fairplay auf. Hätten die Spanier bei einer anderen Tabellen-Konstellation ähnlich unkonzentriert gespielt? Und: spielte Spanien zumindest unterbewusst mit angezogener Handbremse, weil sie Verletzungen (verständlich) und ein Viertelfinale gegen Brasilien (unfair) vermeiden wollten?

Deutschland ist schon wieder ausgeschieden

Diesmal ist die deutsche Mannschaft nicht aus reiner Unfähigkeit und Behäbigkeit ausgeschieden, sondern infolge einer kurzen Phase fehlender Konzentration und einer gehörigen Portion Pech. Wie schon der einstige Stürmer Jürgen „Kobra“ Wegmann (Bayern, Dortmund) philosophisch treffend sagte: „Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu“!

Wir sind zwar alle extrem enttäuscht, werden die verbleibenden fünf Spiele dennoch weiter mit großem Interesse wenngleich mit reduziertem emotionalem Engagement verfolgen. Heute steht als letztes Spiel der Vorrunde noch Brasilien gegen Kamerun an. Danach sehen wir noch die Achtelfinalpartien Frankreich gegen Polen, Australien gegen Argentinien, Kroatien gegen Japan und Marokko gegen Spanien.

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